Procrastination ist ein Phänomen, mit dem jeder schon einmal Erfahrungen gesammelt hat. Der Begriff beschreibt „das Aufschieben von Aufgaben, die eigentlich zu erledigen sind“. Egal, ob man selbst wichtige Aufgaben aufgeschoben hat oder man einen Kollegen kennt, der dazu neigt. Dieses Verhalten ist lästig und unproduktiv. Doch nicht nur die „Aufschieberitis“ ist ein wahrer Produktivitäts-Killer, Forscher haben herausgefunden, dass auch das Gegenteil davon sehr unproduktiv sein kann.
Wenn Sie lange To-Do-Listen immer so schnell wie möglich abarbeiten wollen, könnte es sein, dass Sie Precrastination betreiben. Der Psychologe David Rosenbaum prägte diesen Begriff und forschte mit anderen Wissenschaftlern der University of California an diesem Phänomen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre der Prekrastinierer sehr fleißig, immerhin ist er immer zügig fertig mit seinen Aufgaben und schiebt eigentlich nie etwas vor sich her. Dadurch sind Menschen, die alles sofort erledigen, bei Chefs meist beliebter als Prokrastinierer.
Doch Menschen, die ihre To-Dos besonders schnell erledigen, arbeiteten trotzdem nicht besonders effizient. Tatsächlich stecken hinter dem scheinbaren Fleiß ein innerer Zwang und ein übertriebener Aktionismus. In mehreren Feldversuchen hat David Rosenbaum mit seinem Forscherteam herausgefunden: Prekrastinierer entscheiden sich bei unterschiedlichen Möglichkeiten an eine Aufgabe heranzugehen immer für die erstbeste. Selbst wenn das Stress und physische Anstrengung erfordert. Sie arbeiten nach dem Motto: „Hauptsache die Arbeit ist erledigt!“ Die Testpersonen bestätigten dies in anschließenden Interviews.
Mit Precrastination ist ein Burnout also vorprogrammiert, aber nicht nur das: Durch zu schnelles Erledigen werden Aufgaben nicht sorgfältig genug bearbeitet oder in der falschen Reihenfolge. Manche Dinge von seiner To-Do-Liste müsste man vielleicht gar nicht sofort erledigen, sondern sie erledigen sich im Laufe der Zeit einfach nebenbei.
Das größte Problem bei der Precrastination: Es können Fehler entstehen, die am Ende mehr Arbeit nach sich ziehen. In vielen Fällen ist es sinnvoll, sich erst einmal einen Plan zu machen oder zumindest ein bisschen nachzudenken, bevor man überambitioniert einfach irgendwas erledigt.
Besonders in stressigen Situationen kann es jedem passieren, To-Dos so schnell wie möglich erledigen zu wollen. Hier raten Experten, sich erst einmal zurückzulehnen und zu überlegen, welche Aufgaben wirklich dringend erledigt werden müssen. Dafür ist es hilfreich, seine To-Dos zu ordnen und Listen zu erstellen.
Dabei sollte es nicht darum gehen, eine Liste einfach nur abzuhaken, sondern sie als Prozess wahrzunehmen. Wer einmal mehr über seine Aufgaben nachdenkt, ist vielleicht zunächst etwas langsamer, wird aber insgesamt seine Produktivität steigern.
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